Lena Nzume: Rede zur Einführung von Klassenräten als demokratisches Gremium an niedersächsischen Schulen

Rede Lena Nzume© Plenar TV

Rede TOP 9: Klassenräte als demokratisches Gremium an niedersächsischen Schulen einführen (Antr. SPD/Grüne)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

in einer Zeit, in der die Grundpfeiler unserer Demokratien weltweit angegriffen werden und antidemokratische Tendenzen zunehmen, haben wir Demokrat*innen die Aufgabe:  Wir müssen das Haus unserer Demokratie sturmfest und zukunftsfest machen.

In Brandenburg, Thüringen und Sachsen stehen wir kurz vor den Landtagswahlen. Wir sehen die Gefahr, dass rechtsextreme Parteien Regierungsverantwortung erhalten. Sie destabilisieren unsere Demokratie durch Bedrohung, Desinformation und Gewalt. Doch wir lassen uns nicht einschüchtern. Jetzt ist die Zeit, alle losen Schrauben festzuziehen und demokratische Strukturen zu sichern. Nur das kann unsere freiheitlich-demokratischen Werte stärken!

Dass es ein Privileg ist, in einem demokratischen Land aufzuwachsen, mitzubestimmen und gehört zu werden – das sollten unsere Jüngsten bereits verinnerlichen. Demokratie ist ein lebendiger Baum, der nur gedeiht, wenn alle an seiner Pflege beteiligt sind – insbesondere Kinder. Sie sind ein wesentlicher Teil unserer Gesellschaft und die Hüter der Demokratie von morgen. Nur durch demokratische Bildung werden Heranwachsende zu Akteur*innen unserer Demokratie. Es ist entscheidend, unsere Kinder darin zu stärken, ihre Rechte zu kennen und zu nutzen. Hier setzt unsere Initiative an: die Verankerung von Klassenräten an Schulen im niedersächsischen Schulgesetz. Klassenräte ermöglichen Kinder und Jugendliche, ihre Selbstwirksamkeit bei demokratischen Prozessen direkt zu erfahren. Denn nur, wer seine Möglichkeiten im demokratischen System kennt, wird dieses auch zu schätzen wissen.

Ich begrüße es sehr, dass die Kultusministerin einen klaren Schwerpunkt auf Bildungsgerechtigkeit und Demokratiebildung gesetzt hat. Dies zeigt, dass wir nicht nur die theoretischen Grundlagen für eine gerechte Gesellschaft legen wollen, sondern auch die praktischen Mittel in unseren Schulen umsetzen.

Schule ist ein Lernraum, um demokratische Spielregeln in kindgerechter Weise zu üben. Mit Klassenräten schaffen wir einen Raum für demokratische Erfahrungen, in dem Schüler*innen lernen, wie man argumentiert, auch mal kontrovers debattiert und gemeinsame Lösungen findet. Es ist entscheidend, dass unsere Kinder frühzeitig lernen, ihre Stimme zu nutzen, andere Meinungen zu hören und Argumente zu überprüfen. Eine demokratische Debattenkultur lehrt unsere Schüler*innen, respektvoll miteinander umzugehen, auch wenn sie unterschiedlicher Meinung sind. Die Fähigkeit, offen zu diskutieren und Kompromisse zu finden, ist das Fundament einer funktionierenden Demokratie.

Wenn Kinder früh erleben, dass ihre Stimme gehört wird und ihre Meinung zählt, werden sie nicht auf ihre Fäuste zurückgreifen. Auch dies ist Präventionsarbeit! Denn: Eine starke, demokratische Diskussionskultur reduziert Konflikte und fördert den respektvollen Umgang miteinander.

Klassenräte fördern kommunikative und soziale Fähigkeiten und schaffen das Verständnis dafür, was es heißt, Verantwortung für die Gemeinschaft zu tragen. Wir wollen deshalb den Klassenrat als Gremium in allen Schulformen verankern – auch in Grundschulen und Förderschulen.

Ich bedauere es, dass die CDU diesen Antrag ablehnt. Es ist enttäuschend, dass eine so wichtige Initiative keine parteiübergreifende Unterstützung findet. Denn gerade jetzt müssen wir die demokratischen Gremien resilient machen und stärken! Ihre Unterstützung wäre ein wichtiges Signal an die Gesellschaft gewesen.

Wir halten weiterhin fest an unseren Zielen. Heute haben wir die Chance, die Demokratiefähigkeit unserer Kinder zu stärken und unsere Schulen zu Orten zu machen, an denen Demokratie nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt wird.

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